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28. Oktober 2014

"Es ist immer wieder einmalig, etwas aufzudecken"

Der diesjährige Wissenschaftspreis der Stadt Basel geht an Prof. Dr. Silvia Arber. Ausgezeichnet wird die am Biozentrum der Universität Basel und am Friedrich-Miescher Institut Basel tätige Neurobiologin für ihre herausragenden Arbeiten in der Hirnforschung. Im Gespräch mit der Handelskammer erklärt die Preisträgerin, wie sie die Wirtschaftsregion Basel aus Sicht der Forschung einschätzt und was ihr wichtig bei der Wissensvermittlung ist. 

 
HKBB: Sie haben Ihre Dissertation am Friedrich-Miescher Institut (FMI) 1995 in Basel abgeschlossen und waren danach für Forschungsprojekte während vier Jahren an der Columbia Universität in New York tätig. Diese Projekte haben Sie nach Ihrer Rückkehr als unabhängige Forschungsgruppenleiterin im Biozentrum und am FMI weiterverfolgt. Wie haben Sie die sogenannten „Rahmenbedingungen“ der beiden Institute – im kleinen Basel und im grossen New York – aus Sicht der Forschung erlebt?

Prof. Dr. Silvia Arber: Die Rahmenbedingungen sind an beiden Orten hervorragend, aber es gibt natürlich Unterschiede. Besonders wichtig für die Forschung ist mir ein stimulierendes Umfeld mit interessanten Mitarbeitern und Gesprächspartnern. Selbst wenn man an einer grossen Universität forscht, hat man doch sein kleineres tägliches Umfeld. Hier in Basel haben wir über die letzten 15 Jahre ein ausserordentlich hochstehendes wissenschaftliches Umfeld für die Erforschung von neuronalen Netzwerken und deren Funktion aufgebaut. Ausserdem ist für Spitzenforschung Innovation sehr wichtig. Dafür braucht es oft die Implementation von modernsten neuen Methoden. Und dies ist an einem kleineren Standort mit mehr Flexibilität besser möglich als an einem Standort mit komplexen und langwierigen Entscheidungswegen.  

 

Auch in der Schweiz wird der Wettbewerb um die Fachkräfte immer schärfer, und die Regulierungsdichte für Unternehmen nimmt ständig zu. Ist unser Innovationsstandort gefährdet?

Die Schweiz ist in der Wissenschaft nach wie vor sehr attraktiv im internationalen Wettbewerb. Die Einführung von immer mehr Regulierungen auf allen Ebenen, nicht nur in Unternehmen, sondern zum Beispiel auch an Universitäten, wird langsam zum Problem. Es gibt aber glücklicherweise in letzter Zeit positive Trends, nachdem dieses Problem erkannt worden ist. Hier gilt es oft, pragmatische Lösungen zu finden, die es einem erlauben, wertvollen Handlungsspielraum zu erhalten oder wiederzugewinnen.

 

Es heisst von Ihnen, dass Sie sehr begeisterungsfähig seien und andere durch Ihre Leidenschaft, für das, was Sie tun, sofort für sich gewinnen. Sie forschen, lehren und führen gleichzeitig. Wie gehen Sie dabei vor, was ist Ihnen wichtig?

Ich versuche, meine Mitarbeiter über meinen eigenen Enthusiasmus in der Grundlagenforschung zu begeistern. Neues zu entdecken ist, was einen Forscher antreibt. Damit ist viel harte Arbeit verbunden, und davon darf man sich nicht abschrecken lassen. Oft muss man lange Durststrecken überwinden, aber wenn man dann zu einem Durchbruch kommt, ist dies umso befriedigender. In meinem Führungsstil und bei der Lehre versuche ich, meine Begeisterung über die Forschung und Wissenschaft weiterzugeben. Ich möchte jungen Menschen zeigen, wie einmalig es ist, etwas aufzudecken, das bisher im Dunklen lag.

 

Ihr Vater – Werner Arber – erhielt 1978 den Nobelpreis für „Physiologie oder Medizin“. Auch Ihre Liste mit Auszeichnungen ist bereits lang. Eine Institution und eine Region sind immer stolz, wenn der „eigene“ wissenschaftliche Nachwuchs internationale  Anerkennung erfährt. Was bedeuten Ihnen persönlich all diese Preise?

Für mich sind diese Preise eine grosse Anerkennung nicht nur meiner eigenen Arbeit, sondern auch der Arbeit meiner Mitarbeiter über viele Jahre. Der jetzige Preis aus der Region zeigt, dass auch Basel diese Leistungen erkennt und stolz darauf ist. Ich denke, es ist nicht selbstverständlich, dass ein Land viel Geld in Grundlagenforschung investiert, denn dabei ist ein sofortiger Nutzen nicht immer erkenntlich. Oft kommen die grössten Entdeckungen bei Projekten, die bei der Konzeption keinerlei Anwendungen im Sinn hatten. Die Schweiz anerkennt die Wichtigkeit der Grundlagenforschung, und Preise helfen dabei, der Bevölkerung zu zeigen, dass dies der richtige Weg ist.

 

(Foto: Lucian Hunziker)

Martina Hilker
Bereichsleiterin Kommunikation

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